Singen? Singen! – Mit stimmungsvollem Programm in der voll besetzten Stadthalle

Es war ein „heißes“ Konzert mit schwül-warmen Maitemperaturen auch im Saal der Stadthalle und vor allem unter den gleißenden Scheinwerfern auf der Bühne. Die Bitte an die Stadt Kleve liegt auf der Hand: „Liebe Verantwortliche im Rathaus, bauen Sie bitte energiesparende und „kalte“ Lampen ein, Stadtsäckel und Künstler werden es Ihnen danken“. Die Singgemeinde dankt dem Team der Stadthalle für die Unterstützung des Frühlingskonzertes, das mit einer vom Projektorchester feinperlend gespielten „Kleinen Nachtmusik“ von Wolfgang Amadeus Mozart begann und im ersten Teil durch die Welt des Lernens und Übens in der Musik führte. So verpasste der Chor – ganz bewusst – den Einsatz des Schulmeisters in der gleichnamigen Kantate von Georg Philipp Telemann; Andreas Elias Post gab einen leicht genervten, aber selbst immer tonsicheren Musiklehrer. Mit der sogenannten Kaffee-Kantate bot die Singgemeinde mit dem Familien-Duo Gabriele Natrop-Kepser und Vincent Kepser mit ironisch-feinen Interpretationen einen Einblick in die Kaffeemanie vielleicht auch in der Familie Johann Sebastian Bachs. Kritik aus dem jüngeren Publikum, auch wegen des verstaubten Frauenbildes dieses weltlichen Bach-Werkes war zu hören, wenngleich Gabriele Natrop-Kepser in höchst feinen Tönen vormachte, wie eine bornierte Welt an der Nase herumgeführt werden kann. Vor der Pause durfte der Chor Ehre einlegen in der Kantatenprobe aus der Oper „Zar und Zimmermann“ von Albert Lortzing und freute sich in der Pause über diese Stimme aus dem Publikum: „Von Anfang an begeisterten alle Aufführenden das Publikum durch die Programmauswahl und den Enthusiasmus, der von allen Aufführenden ausging“.

Nach der Pause erhielt der Dirigent Stefan Burs anerkennendes Pfeifen aus dem Publikum zu seiner Verwandlung mit weißer Smoking-Jacke als Symbol für den Fachwechsel zum klassischen Musical. Annette Reifig an den Tasteninstrumenten leitete das rasante Vorspiel aus dem Titelsong des „Phantom of the Opera“ ein. Die Klever Musikerin war im gesamten Konzert eine wichtige Stütze für den Chor, der auch mit den englischen Originaltexten verständlich und farbenreich die morbide Stimmung aus der Pariser Oper ins Publikum trug, das begeistert Zwischenapplaus spendete. Frauke Roelofsen gab ihr Debut mit der Singgemeinde in dem Musical „Les Misérables“, das ihr sehr am Herzen liegt; ihre warme Stimme verdeutlichte das Elend der Armen und Entrechteten genau wie ihre Hoffnung. „Das klang so, dass mir die Tränen kamen“, verriet eine junge Zuhörerin. Die Titel aus der „West Side Story“ verlangten den rasanten Wechsel von zart-berührenden Tönen mit knallenden Rhythmen, gut gemeistert auch durch die beste Zusammenarbeit des Ensembles unter der Leitung von Stefan Burs.  Gejodelt wurde in „Sound of Music“ und „Yippie-Yeah“- Rufe aus „Oklahoma“ bewiesen, dass der Oratorienchor auch im komischen Fach noten- und stilsicher ist und sogar das Tanzparkett nicht scheut. Komik durch kleine Patzer inklusive. Die Zugabe gab einen Ohrwurm mit nach Hause: „You’ll never walk alone“, in der Yvonne Lamik ihren warmen Alt noch einmal berührend einsetze. Mit Dank für den donnernden Applaus und der Einladung, die Seiten zu wechseln und mitzusingen, schloss Stefan Burs das Konzert ab, das nach Meinung von Vielen ein Hörgenuss vom Feinsten war.