Städtische Singgemeinde und Ballettschule Kranenburg machen die Oper „Dido und Aeneas“ von Henry Purcell zu einem musikalisch-tänzerisch-szenischen Ereignis
Am Ende war es stockfinster in der vollbesetzten Klever Stadthalle. Verlöschende Kerzen, Todesstimmung, passend im November der Trauertage.
Lara van Offern verhauchte mit ihrem jungen Sopran das Leben der Dido, die sich von Aeneas, stimmgewaltig und gefühlvoll gesungen von Timothy Edlin, verraten fühlte.
Für die Städtische Singgemeinde Kleve war der in die Dunkelheit auswendig und präzise intonierte Grabgesang für Dido der Höhepunkt des Abends; sängerisch streute sie Rosen auf das Grab und sorgte für die Unsterblichkeit der Heldin. Kaum war der letzte Ton verklungen, belohnte ein lang andauernder Beifall den Dirigenten Stefan Burs, die Solisten, das Projektorchester, das Ballett, den Chor und die für die Technik Verantwortlichen.
Zuvor gab es viel zu sehen und zu hören im klassischen Drama mit der Musik von Henry Purcell. Hexenkessel und Matrosenboot gehörten zur Ausstattung der halbszenischen Aufführung. Gabriele Natrop-Kepser gab die stets optimistische Vertraute der Dido mit ihrem warmen Sopran.
Die Tänzerinnen der Kranenburger Ballettschule mit Marie-Sah Franken und Sebastian Boscher im berührenden Pas de deux, Chor und Orchester mit heiterer Tongebung nahmen dann die Zuhörer mit auf eine ländlich-idyllische Jagd mit verliebtem Königspaar. Aber ein dröhnendes Donnergekreische im Orchester bezeichnete die Wende hin zur Intrige der Zauberin und ihrer Hexen.
Luiza Bardan gab ihrem verführerischen Mezzosopran hässliches Krächzen und fand ähnlich frivol-böse gestimmte Partnerinnen in den Hexen, dargestellt von Sarah Konig und Frauke Roelofsen.
Letztere trug darüber hinaus die Verantwortung für die szenische Einrichtung, sang mit im Chor und setzte im leichtfüßig-graziös schwebenden Ballettensemble, choreografiert und einstudiert von Ilka Klitschka und Ymme Dolmans, den dramatischen Gegensatz der zerstörenden Bosheit.
Im Matrosengesang gaben die Chorsängerinnen und Sänger einen letzten heiteren, wenn auch bereits verlogen klingenden Soundtrack zur Einleitung in das Todesfinale.
Stefan Burs, Frauke Roelofsen und Ilka Klitschka bewiesen mit ihren Ensembles einmal mehr, dass die Kooperation der Kulturschaffenden, Laien und Profis, einen Höhepunkt im Reigen der Kulturveranstaltungen in Kleve schaffen kann.